Portrait Carolin Ermer
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über mich

Was machst Du eigentlich?


Die schwierigste Frage überhaupt.
Meistens macht und ist man ganz viel auf einmal.
Ich bin Modedesignerin, Sozialwissenschaftlerin, Autorin, Lehrende und natürlich auch Lernende und immer wieder Suchende.

Nach meinem Modedesignstudium in Hamburg habe ich als Redaktionsassistentin einer der größten deutschen Frauenzeitschriften erstmal die Welt kennengelernt. Fotoshootings in der Karibik und in den tiefsten Wäldern der USA, aber auch jeden Monat nach Paris fliegen für eine Modenschau oder eine wichtige Messe. Da ich aber schnell feststellte, dass ich Mode lieber selbst gestalten wollte, habe ich gekündigt und als Junior Designerin bei einem kleinem deutschen Label angefangen, wo ich im Laufe der Zeit nicht nur DOB, sondern auch die Stricklinie, Accessoires und die Fotoshootings betreut habe. Nach einer Zwischenstation in den USA wurde ich dann in Berlin sesshaft. Durch Zufall fing ich dort erstmal ganz unbedarft als Studienleitung für Modejournalismus an einer Hochschule an und startete gleichzeitig mein Label „caro e. - knitwear and accessories“.
„caro e.“ war eines der ersten grünen Modelabels in Berlin und es war anfangs noch sehr verpönt, das Wort Nachhaltigkeit in Kombination mit Mode überhaupt zu verwenden - zu eckig und zu unbeholfen das Ganze. Man hat mit „Ökomode“ in Tee gefärbte Leinensachen in unmöglichen Schnitten verbunden, alles nicht modisch, nicht tragbar. Sobald ich jedoch das Wort „sexy“ zu meiner Ökostrickmode zufügte, änderte sich das. Das Label war in der Presse sehr gut besprochen, ich gab ständig Interviews und verkaufte nach ein paar Jahren die Kollektionen, zumeist handgestrickte Accessoires und Pullover aus feinsten natürlichen Materialien, in insgesamt 40 internationalen Shops von Helsinki bis Tokyo.

Heute würde man sagen, „caro e.“, das ist Emotional Design.
Die Kundinnen haben sich in die Mützen geradezu verliebt und wenn mal eine verloren ging, riefen sie uns im Atelier verzweifelt an: Meine „Ella“ - Mütze ist verschwunden, habt Ihr noch eine?“
Mode machen ist hart, keine Frage. Wenn ein bis zwei Saisons wenig verkauft wird, weil es ein warmer Winter war und die Läden noch voll sind oder auch mal pleite gehen, dann hat man als kleines Label gleich ein großes Problem. Ich habe mir das insgesamt 10 Jahre angeschaut und dann die Reißleine gezogen, da der Spaß am Design immer mehr in den Hintergrund trat, und bin zurück in die Lehre gegangen. Ich habe die Möglichkeit bekommen, den internationalen Masterstudiengang „Sustainability in Fashion“ der Esmod Berlin mitzugestalten und es hat mir große Freude bereitet. Nachhaltigkeit und Mode und Lehren und Forschen auf hohem Niveau!

Inzwischen bin ich an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW) gelandet und habe dort meinen eigenen internationalen und interdisziplinären Kurs „Sustainability in Textiles and Fashion Design“ aufgebaut. Die Projekte der Studierenden, die aus den unterschiedlichsten Kontexten aus aller Welt zusammenkommen und in meinen Kursen gemeinsam lernen und Ideen entwickeln, sind innovativ und machen Mut. So sieht Mode in Zukunft aus! Aktuell forsche und veröffentliche ich an der Schnittstelle von Design und Wissenschaft in den Feldern Kompetenzen für Modedesign und Transdisziplinäres Design und lerne weiterhin täglich auch durch die Zusammenarbeit mit meinen Studierenden dazu.